EMIL SCHUMACHER Inspiration und Widerstand

Er hat den modernen Freiheitsbegriff der Kunst mitgestaltet und früh den Anschluss an die internationale Gegenwartskunst gesucht: Emil Schumacher (1912–1999) zählt zu den wichtigsten Künstlern der deutschen Nachkriegsabstraktion, die einen radikalen Neuanfang in der Kunst nach dem zweiten Weltkrieg wagten und mit einer neuen Bildsprache der Vergangenheit entgegentraten.

15. November 2018 – 10. März 2019
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst

„Ein Weltstar aus dem Revier“ (WAZ, Jens Dirksen)

„Erklärungen finde ich völlig überflüssig. Wenn ein Bild den Betrachter nicht unmittelbar berührt, dann fehlt etwas.“ (Emil Schumacher)

Er hat den modernen Freiheitsbegriff der Kunst mitgestaltet und früh den Anschluss an die internationale Gegenwartskunst gesucht: Emil Schumacher (1912–1999) zählt zu den wichtigsten Künstlern der deutschen Nachkriegsabstraktion, die einen radikalen Neuanfang in der Kunst nach dem zweiten Weltkrieg wagten und mit einer neuen Bildsprache der Vergangenheit entgegentraten. Als einer der ersten deutschen Künstler hat Schumacher bereits Mitte der 1950er Jahre seine Werke im Ausland zeigen können. Später nahme er wiederholt an der documenta teil.

Das Museum Küppersmühle richtet Emil Schumacher die größte Retrospektive seit 20 Jahren aus und die bislang umfangreichste Ausstellung in seiner Heimat Nordrhein-Westfalen (außerhalb des Hagener Emil Schumacher Museums). Zu sehen sind rund 80 Werke aus fünf Jahrzehnten. Die beiden ältesten Bilder in der Ausstellung stammen aus dem Jahr 1950, das jüngste aus dem Jahr seines Todes 1999. Interessante Bezüge ergeben sich zudem zur ständigen Sammlung des Hauses: 16 Arbeiten von Emil Schumacher aus der Sammlung Ströher werden in der Ausstellung präsentiert. Über den Kontext mit anderen Leihgaben entstehen neue Sichtweisen – auch auf das Sammlungskonvolut.

Charakteristisch für Schumachers Bilder sind ein außergewöhnlich pastoser Farbauftrag und die Verwendung von Fundgegenständen wie Holz, Steinen, Nägeln, Asphalt oder Sisal, die den assoziativen Zugang zu seinen Gemälden erweitern. „Das Besondere an Emil Schumachers Werk ist die physische Präsenz seiner Bilder“, betont Kuratorin Eva Müller-Remmert. Seine Arbeiten sind bestimmt von emotionaler Gestik und spontanen Schaffensprozessen, der Loslösung der Farbe von der Form und der Linie vom Motiv, dem Verletzen des Malgrundes und dem Vordringen der Malerei in die dritte Dimension. Der Bildträger ist für Schumacher keine Kompositionsfläche, sondern ein Aktionsraum, der ab Ende der 1950er-Jahre teilweise mit Werkzeugen zerfurcht oder auch gewaltsam mit dem Hammer zertrümmert wird. Das Ergebnis sind Bilder mit einer urwüchsigen Ausstrahlung, die häufig an archaische Naturlandschaften und -gewalten erinnern. Die wuchtige Präsenz der Werke entsteht durch das ‚Kräftemessen‘ des Künstlers mit dem Material. Es seiInspiration und Widerstand zugleich“, hat Schumacher selbst formuliert. „Aus dem Wesen, aber auch am Widerstand des Materials formt sich das Bild.“

„EMIL SCHUMACHER. Inspiration und Widerstand“ ist eine Ausstellung der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. Bonn (www.stiftungkunst.de) und wird ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der Sparkasse Duisburg und der Stiftung Informelle Kunst. Der begleitende Katalog erscheint im Wienand Verlag, die Museumsausgabe kostet 25 EUR.

Förderer:

#emilschumacher #inspirationundwiderstand

Pressestimmen

WAZ/NRZ, 15.11.18, über WAZplus
Rundschau Duisburg, 15.11.18
Revier Passagen, 15.11.18
Westfälischer Anzeiger, 15.11.18
Kunstgebiet Ruhr, 06.11.18 (s. auch NRZ, 27.11.18)

Begleitprogramm

17.01.2019 | 17 Uhr
KUNST und GENUSS
Führung durch die Ausstellung, anschließend Wein und Imbiss im Küppersmühle Restaurant
Mit Sabine Falkenbach und Jörg Mascherrek
21 EUR inkl. Eintritt, Führung, einem Getränk und Imbiss

03.02.2019 | 11 Uhr
KUNST trifft … WIDERSTAND
Wie aktuell ist Emil Schumacher?
Emil Schumacher ist als Künstler angetreten, den „Mief der Vergangenheit zu zerschlagen“. Wie bei anderen Vertretern des europäischen Informel entstanden seine Bilder als Reaktion auf die Gräuel des Zweiten Weltkriegs, als Auflehnung gegen die Restriktionen der NS-Zeit und als Ausdruck eines unbändigen Strebens nach Freiheit. Gleichzeitig ist Schumachers Malerei ein beständiges Ringen mit dem Widerstand des Materials, mit Farbe und Bildträger, mit den Prozessen und Bedingungen ihrer Enstehung – grundlegende Fragen der Kunst. Wie also lässt sich Schumachers Werk heute einordnen? Historisch oder immer noch aktuell? Welche Rolle spielt der Künstler für die Entwicklung der deutschen Kunst nach 1945? Was macht sein Werk aus?
Diese und weitere Fragen diskutieren Till Breckner (Galerist), Katharina Henkel (Kunsthistorikerin), Peter Iden (Kunstkritiker), Eva Müller-Remmert (Kuratorin der Ausstellung), Christian Spies (Professor für Kunstgeschichte, Universität zu Köln). Moderation: Walter Smerling (Direktor MKM)
10 EUR inkl. Eintritt ins MKM

14.02.2019 | 18.30 Uhr
MALEREI IST GESTEIGERTES LEBEN
Bilder, Texte und ein Film. Ein Abend über Emil Schumacher
Mit Sabine Falkenbach und Jörg Mascherrek
10 EUR inkl. Eintritt ins MKM

17.02.2019 | 11.00 Uhr
BAZON BROCKS BESUCHERSCHULE
Bazon Brock, selbsternannter „Denker im Dienst“ und „Künstler ohne Werk“ sowie emeritierter Ästhetik-Professor, lädt erneut zur Besucherschule ins MKM. Seine Führungen jenseits klassischer Vermittlung sind legendär, seit er sie erstmals 1968 auf der documenta durchgeführt hat. In der aktuellen Ausstellung nimmt er Emil Schumachers Schaffen in den Fokus seiner unkonventionellen Betrachtungen und wartet mit handfesten Fakten, tiefsinnigen Gedankenketten und einer kurzweilige Form des Vortrags auf.
10 EUR inkl. Eintritt ins MKM

Anmeldung
T 0203 30 19 48 -11 (Mi–So) oder office@xn--kp-xka.vereda.de


Hinweis
Bitte beachten Sie, dass bei Abendterminen ein Besuch der Ausstellung nur vor Veranstaltungsbeginn möglich ist, im Anschluss nicht mehr.

Abb. Titel: Emil Schumacher, Atlanta I, 1987 (Ausschnitt), MKM Museum Küppersmühle, Duisburg, Sammlung Ströher, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018
Fotos Eröffnung: Georg Lukas, Essen