YOUNG ARTISTS

Publikations-Förderpreis Verleihung am 1. Dezember 2022, 19 Uhr. Einer der best dotierten Förderpreise für Nachwuchskünstler:innen wird am 1. Dezember 2022 zum zweiten Mal an fünf herausragenden Künstlerinnen und Künstler vergeben.

Publikations-Förderpreis Verleihung
am 1. Dezember 2022, 19 Uhr
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg

Einer der best dotierten Förderpreise für Nachwuchskünstler:innen wird am 1. Dezember 2022 zum zweiten Mal an fünf herausragenden Künstlerinnen und Künstler vergeben: Der Preis ist dotiert mit insgesamt 80.000 Euro und wird vergeben in Form einer hochwertige Katalogpublikation zu ihrer Arbeit im Wert von je 16.000 Euro. Preisträger:innen des YOUNG-ARTISTS Förderpreises 2022 sind: Hanna Kuster, Kyounghyun Min, Philipp Naujoks, Moritz Riesenbeck und Emil Walde. Der Förderpreis wird in diesem Jahr erstmals in Kooperation mit der Kunstakademie Düsseldorf an die diesjährigen Absolvent:innen der Hochschule vergeben. Die Auswahl der Preisträger:innen trafen die Professor:innen der Abschlussklassen.

Die Preisträger:innen

MORITZ RIESENBECK

In Moritz Riesenbecks künstlerischem Werk sehen wir uns mit dem Ephemeren konfrontiert. Der Künstler entwickelt ortsgebundene und temporäre Eingriffe, die gesellschaftliche, kulturelle oder auch individuelle Spuren in Orten und Objekten fokussieren und diese als Sinnbilder für zeitgenössische Phänomene atmosphärisch erfahrbar machen.
Wie körperlich kann Abwesenheit sein? Wie präsent eine Leerstelle?

Als Spuren von Dagewesenem weisen sie über ihr Negativ hinaus und transportieren Narrative, Emotionen, Zeitlichkeit. Genauso sind Orte und Objekte – auch über den Zeitpunkt ihrer funktionalen Nutzung hinaus – Träger von Identität, Kultur und Sozialität. Sie beschreiben zeitliche und räumliche Zustände, mentale und emotionale Prozesse, Körpermomente – sie beschreiben Realität. Moritz Riesenbeck setzt an diesen Spuren als Transmitter von Geschehenem an. Seine Kunstwerke sind in erster Linie ortsspezifische oder ortsgebundene, zeitlich begrenzte Eingriffe. Vom ersten Augenblick an ist ihnen eine Vergänglichkeit eingeschrieben, denn seine Werke verlieren jenseits des Orts, für den sie konzipiert wurden, ihren Kontext oder gar ihre Existenz. Es sind temporäre, die Betrachter:innen involvierende und sinnlich erfahrbare Inszenierungen, die zum einen die Historizität eines Orts untermalen und zum anderen atmosphärische Erfahrungen in einen Raum übertragen und Bewusstseinsprozesse initiieren. Zeit und Ort sind somit zwei wichtige Protagonist:innen auf Moritz Riesenbecks inszenierten Bühnen.

HANNA KUSTER

Hanna Kusters Arbeiten strahlen eine enorme Energie aus und sprengen in mancherlei Hinsicht die Grenzen. Frei und kraftvoll bewegt sich die Malerin zwischen Figuration und Abstraktion. Ihr bereits beachtliches Werk lässt aus einer Vielzahl unterschiedlichster Bildobjekte mit persönlichen Bezügen eine sehr dichte Bildwelt entstehen, die wir ergründen dürfen. Hanna Kuster studierte in Düsseldorf bei Siegfried Anzinger und Tomma Abts.

Was Hanna Kuster uns anbietet, sind Bildwelten von spielerischem Charakter, die uns keine konkreten Erzählungen liefern, sondern uns zur eigenen Erforschung, zu einer ebenso spielerischen, lustvollen Wahrnehmung anstoßen. Möglicherweise sind die Arrangements von unterschiedlichsten Motiven und Objekten, deren Kontexte für uns offenbleiben, Hinweise auf oder Relikte von persönlichen Geschichten hinter dem Dargestellten. Vielleicht ist es unser Glück, das Dargestellte mit unseren Assoziationen, Erinnerungen und Geschichten zu füllen.

KYOUNGHYUN MIN

„Ich spüre die Gemeinsamkeit mit vielen digitalen Körpern, die immer wieder nachgeahmt werden. Vielleicht liegt es daran, dass das ‚uncanny valley‘, das sie bilden, sofort das ‚uncanny valley‘ erklärt, dem ich selbst als Körper in dem multikulturellen Zeitalter gegenüberstehe […]. Als asiatische Frau bin ich keine vollständige asiatische Identität, sondern eine Mischung aus vielen westlichen Erben. Meiner Erfahrung nach hatten viele der Kulturen, die ich in meiner Kindheit kennengelernt habe, einen hohen Anteil an absolut westlicher Kultur. Das Essen, das ich esse, die Kleidung, die ich trage, und alle Orte, die ich besuche, können absolut nicht als eine einzige Kultur definiert werden. Ich bin nicht länger eine Person mit einer einzigen Identität, aber ich habe eine Identität, die mit vielen nachgeahmten Erbschaften gemischt ist. Der Mischkörper beschreibt einerseits das aktuelle Ökosystem sehr genau. An diesem Punkt ahmen wir ‚andere Wesen‘ nach, und wieder ahmen ‚andere Wesen‘ uns nach, und wir beschreiben die Welt, indem wir sie ständig reproduzieren. Ich möchte sie mit meinen ganzen Augen in den Kunstraum bringen und sie in einer unendlichen Form für ständige Beobachtung aufbewahren.
Ich will weiter durch das unheimliche Tal wandern, dem man nie ausweichen kann. Das ist keine optimistische Haltung, sondern eine absolute Beobachtung, ein Akt der Ausgrabung. Alle Kulturen sind aus Ausgrabungen entstanden.“ – Zitat der Künstlerin

EMIL WALDE

In Emil Waldes Arbeiten sehen wir uns mit neuen Wahrnehmungsräumen konfrontiert, die der Künstler durch Aneignung und Transformation von vorhandenen Materialien, Situationen sowie inhaltlichen Kontexten schafft und deren Erfahrbarkeit unsere Blicke auf alltägliche, gesellschaftliche Mechanismen sensibilisiert.

Der Raum hat in seiner Definition viele Paradigmenwechsel durchlebt. Von der Wahrnehmung als unbestimmt und abstrakt hin zu einer durch soziale Phänomene und Zusammenhänge konstituierten kulturellen Größe. Dabei hat auch das Verhältnis von Raum und Kunst sowie die Differenzierung von allgemeinem Raum und konkretem Ort diverse Akzentuierungen erfahren; außerdem wurde die Raumerfahrung – die eigene ebenso wie die kollektive – hinterfragt. Michel Foucault entwirft 1967 in seinem Essay Von anderen Räumen das Modell der „Gegenorte“, der „tatsächlich verwirklichten Utopien“, und bezeichnet diese als „Heterotopien“. Auch Emil Walde konzipiert „andersartige Orte“ im Foucault’schen Sinne: Durch die Aneignung von existierenden Materialien und Situationen sowie der Transformation ihrer gegenwärtigen Repräsentation in einen allgemeineren inhaltlichen Kontext schafft er Wahrnehmungsräume, die illusionäre Mechanismen des Vorhandenen entlarven und neue gedankliche Potenziale geben. „Indem ich vorhandene Elemente formalisiere, schaffe ich einen sensibilisierten Blick auf die Umgebung. Dies eröffnet die Möglichkeit, Annahmen durch eine alltägliche Linse zu hinterfragen. Diese Interaktion ist grundlegend für meine Arbeit“, äußert sich der Künstler.


PHILIPP NAUJOKS

Philipp Naujoks ist ein Künstler jenseits leichter Einordnung, ein Zeichner, Maler und Konzeptkünstler. Seine Bilder, die der Künstler mit Licht als Werkzeug durch fotochemische Prozesse entstehen lässt, sind von intensiver Stimmung und poetischer Anmutung. Ebenso produziert Philipp Naujoks, der bei Franka Hörnschemeyer in Düsseldorf studierte, konzeptionell angelegte skulpturale Objekte, die zuweilen in fortlaufender Entwicklung installativ inszeniert werden.

In einem früheren Text zu Philipp Naujoks bezeichnet Dessen Autorin Pia Bendfeld seine Kunst „als Plädoyer für die Sinnlichkeit des Technischen“ – eine Aussage, die den Kern von Naujoks Kunst äußerst treffend umschreibt.
Zwischen der technischen Entstehung einer Arbeit sowie der Auseinandersetzung des Verhältnisses von Technik und künstlerischer Bildfindung löst Philipp Naujoks einen vermeintlichen Widerspruch auf. Die Technik bleibt im Ergebnis unsichtbar. Aber was sie hervorbringt, bleibt. Es ist Sinnlichkeit und Gefühl.

Der Förderpreis YOUNG ARTISTS ist ein starkes Zeichen für junge Kunst und für das private Engagement der Stiftungsmitglieder. Gerade in diesen Zeiten der pandemiebedingten Einschränkungen ist das Bekenntnis zu Kunst und Kultur umso wichtiger.“ (Walter Smerling, Vorsitzender der Stiftung für Kunst und Kultur e.V. und MKM-Direktor)

Nach den positiven Erfahrungen der ersten YOUNG ARTISTS-Förderpreisvergabe im letzten Jahr, loben die Stiftung für Kunst und Kultur e.V. und der Wienand Verlag Köln den Förderpreis in diesem Jahr erneut aus – und setzen damit ein Zeichen für die Relevanz junger Positionen in der Kunst. Jedes Jahr sollen auch zukünftig fünf Nachwuchskünstler:innen ausgezeichnet werden, die sich bereits in bemerkenswerter Weise in der Kunstwelt behaupten.

Überreicht werden die Katalogbände den jungen Künstler:innen am
1. Dezember 2022 im MKM Museum Küppersmühle, Duisburg, durch MKM-Direktor Walter Smerling und Verleger Michael Wienand. Ihr Dank gilt dem großzügigen Engagement der Förderer Beatrice Nickl, Brigitte Seebacher und Axel Vollmann, die die Finanzierung der Publikationsbände übernommen haben.