BECHTOLD
11. März bis 24. Mai 2020
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg
Virtueller Rundgang mit MKM-Direktor
Walter Smerling
Nicht so viel Zeit? Hier der Rundgang in kompakter Form:
Malerei als Suche nach Freiheit, als Gegenpol zu Ideologie und als Ausdruck von Unabhängigkeit: Dieses künstlerische Grundverständnis liegt den Werken von Erwin Bechtold (*1925 in Köln) zugrunde. Als radikale Konsequenz entschied er sich gegen das Erbe des Familienunternehmens und für ein Leben als freier Künstler und Grafiker und wanderte in den 1950er-Jahren nach Spanien aus. Im Umfeld Franco-oppositioneller Künstlerkreise, wo nächtliche Geheim-Vernissagen nichts Ungewöhnliches waren, begann Bechtold seine künstlerische Laufbahn. Heute gehört er zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Nachkriegskunst in Deutschland und Spanien.
Auch der Kontrast von gleißendem Südlicht und tiefem Schatten ist in Bechtolds Bilder eingeflossen, ebenso wie die kubische Architektur auf Ibiza mit ihrer Spannung zwischen Geometrie und Handwerk. Bildtitel wie Discordia beschreiben das System, in dem sich Bechtold bewegt: Ordnungen sind dazu da, gestört zu werden: “Einem Architekten nicht unähnlich baue ich meine Bilder. Der Mensch steht im Mittelpunkt meiner Arbeit – und er lebt, wie die Natur, in Kontrasten, Spannungen, Störungen. Wir sind in das Spiel der geordneten Unordnung, der ungeordneten Ordnung existentiell eingebunden. Meine Bilder sind der Versuch, diese komplexe Unergründlichkeit in die künstlerische Wirklichkeit umzusetzen.“
Die Ausstellungspräsentation folgt keiner Chronologie, sondern orientiert sich an der künstlerischen Aussage, ausgehend von frühen informellen bis hin zu geometrisch angelegten Gemälden und Papierarbeiten, die das Prinzip der Störung verbindet. In den jüngeren Arbeiten verbinden sich gestisch-zeichnerische und konstruktiv-geometrische Werkanteile und bringen die Spannung zwischen der Malerei „aus dem Bauch“ (das Gestische) und der „intellektuellen“ Malerei (das Geometrische) zusammen.